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Nat King Cole - Unforgettable
Song-Texte




Um diese ersten Zeilen niederzuschreiben, bin ich raus gegangen - in die Natur. Ich sitze in der Sonne, beobachte wie die Hobbysportler an diesem Vormittag ihre Runden um den See drehen und freue mich über diesen wunderschönen Tag. Gerade führt eine Entenmutter ihren Nachwuchs spazieren, die quiekend ihrer fürsorglichen Mama hinterherwatscheln. Jetzt - Anfang Mai - scheint die Welt so langsam aus dem Dornröschenschlaf zu erwachen. Aus allen Richtungen zwitschert und tiriliert es - die Bäume haben sich langsam wieder grün eingefärbt und die Temperaturen sind endlich wieder im zweistelligen Plus-Bereich angekommen. Aber ich schweife ab...

Hier soll es um Musik gehen - also los. Mein kleines Tonstudio habe ich - in Form eines keinen Kassetten-Abspielgerätes und eines brandneuen Kopfhörers - mit dabei. Natürlich klingt es zuhause - über die heimische Musikanlage - ohne Frage besser. Aber als "erste Arbeitsunterlage" reicht es mir in diesem Falle zunächst einmal vollkommen aus.

Eine Musik-Kassette also. Keine Kopie, sondern ein offiziell erschienener Tonträger mit Label, professionell gedruckten Cover und allen drum und dran. Ich liebe MCs! Sie sind klein, handlich und man kann sie nicht nur abspielen, sondern auch damit aufnehmen! Schallplatten waren mir damals oft zu teuer - wenn es irgendwie ging, lieh ich mir die lieber von einem Freund aus und überspielte sie anschließend auf MC. Da muss ich so 15 oder 16 Jahre alt gewesen sein. War das dann ein erhebendes Gefühl, die so erworbene Musik zu Hause - in den eigenen vier Wänden - abspielen zu können wann immer man Lust dazu verspürte!



Nat King Cole: Klavier und Gesang

Irving Ashby:  Gitarre

Joe Comfort: Bass

Jack Constanzo: Bongo (Nur Titel 2)




1. You're The Cream In My Coffee (De Sylvia/Brown/Henderson)

Ein kurzes Klavier-Intro - dann erklingt bereits die markante Stimme von Nat King Cole. Ein schwungvoller Einstieg in dieses Album. Schon hier kann man heraushören, was mich an eigentlich allen Songs dieser MC so fasziniert hat: Nur wenig Instrumente: ein Bass, eine Gitarre und eben das Klavier sowie die Stimme von Nat  - das war's. Das macht die Sache strukturiert, überschaubar und man hat ein wenig das Gefühl als könnte man den Musikern beim gemeinsamen Spiel nicht nur zuhören, sondern auch zuschauen - ganz so als wäre man dabei. Fast ein wenig schade, dass alle Songs nur in Mono vorliegen; das würde noch besser kommen. Jedes einzelne Instrument bekommt seinen eigenen Freiraum zur Entfaltung; bei diesem Song ist auch ein kleines, gelungenes Gitarren-Solo von Irving Ashby mit eingebaut.

2. Bob Kick (Cole) (instrumental)

Auch reine Instrumental-Stücke sind auf diesem Album zu finden - dies ist das erste davon. Sicherlich war Nat King Cole in erster Linie durch seine unverwechselbare Stimme bekannt geworden. Hier aber zeigt sich, dass er auch ein hervorragender Klavierspieler gewesen ist. Jack Constanzo mit seinen Bongos (der nur hier bei diesem einen Titel zu hören ist) treibt seine Musikerkollegen mit einer Geschwindigkeit an, die an einen vorbeisausenden D-Zug erinnert. Ich muss ehrlich zugeben, dass ich bisher keine Ahnung davon hatte, wie schnell, gewandt und sicher Nat beim Klavierspielen war. Er gibt sich keine Blöße - passt sich dem schnellen Rhythmus scheinbar mühelos an und auch Joe Comfort am Bass steigt hier mächtig mit ein. Die einzige Eigenkomposition von Nat auf diesem Album - und was für eine!

3. For All We Know (Coots/Lewis)

Hier nun das erste Stück, bei denen es "Nat & Co." langsamer angehen lassen. Eine wunderschöne Ballade, die unter die Haut geht. Gefühlvoll interpretiert von Nat's einfühlsamer Stimme, der sich natürlich selber am Klavier begleitet. Bass und Gitarre halten sich fast ehrfurchtsvoll zurück, aber geben dem Song damit auch den richtigen Rahmen. Eine Bar mit einer kleinen Bühne bei Nacht  irgendwo in den USA und nur diese drei Musiker mit dieser schönen Komposition - das erschafft Gänsehaut!

4.  Too Marvellous For Words (Whiting/Mercer)

Dieser Song swingt! Obwohl alle Aufnahmen dieses Albums aus dem Jahr 1949 stammen, hat man nicht den Eindruck dass diese "alt und verstaubt" klingen - im Gegenteil! Frisch und absolut überzeugend erklärt Nat hier seiner Angebeteten dass sie einfach viel zu wundervoll wäre, um dies mit Worten beschreiben zu können. Außer dem Klaviersolo von Nat gefällt mir hier besonders jenes Solo vom Gitarristen Irving Ashby, welches mich ein wenig an den fantastischen Jazz-Kollegen Wes Montgomery erinnert, der einige Jahre später zu Ruhm und Ehren kommen sollte.

5. Embraceable You (Gershwin/Chappell)

Dieser Song erinnerte mich sofort an den wohl größten Hit, den Nat jemals hatte: an "Unforgettable" (passt ja auch zu dem Titel dieses vorliegenden Albums). Auch hier wieder zwei wunderschöne Soli, wobei zu bemerken ist, dass die Gitarre von Irving hier komplett anders klingt als beim vorangegangenen Titel.

6. Laugh Cool Clown (Leoncavallo) (instrumental)

Nun wird es ein wenig mysteriös, denn wir hören wieder Bongo-Klänge. Laut den beiliegenden Infos der MC ist Jack Constanzo jedoch nur beim bereits erwähnten Song "Bob Kick" mit von der Partie. Wie auch immer: bei dieser zweiten reinen Instrumental-Einspielung sorgen die Bongos für ein "latein-amerikanisches Feeling". Herrlich offen, inspirierend und irgendwie auch ein wenig nach fernen Inseln und Urlaub klingend.

7. If I Had You (Shapiro)

Der letzte Titel auf der ersten Seite der MC präsentiert uns wieder eine wunderschöne Ballade, wie sie einfach besonders gut zur weichen und einfühlsamen Stimme von Nat passen. Er trägt seiner Angebeteten vor, was er alles tun würde, um sie zur Freundin zu haben. Durch die Wüste gehen, durchs schneegedeckte Gebirge wandern, ja selbst über den weiten Ozean segeln - alles kein Problem. Man glaubt ihm jedes Wort - wunderschön!


8. When I Take My Sugar To Tea (Fain/Kahal/Norman)

Nur Gesang, Piano und Bass - die Gitarre ist hier, bis auf ein kurzes Solo am Ende des Songs, nicht mit von der Partie. Alles wunderbar harmonisch inszeniert und einfach klasse eingespielt.

9. Body And Soul (Green/Sour/Eyton/Heyman) (instrumental)

War die Gitarre im vorherigen Song noch unterrepräsentiert, so ist es hier nun ganz anders. Irving Ashby zeigt an seinem Instrument dass er zurecht an diesem Tag mit im Studio dabei ist, um dieses Album zu bereichern. Auf das Gitarren-Solo folgt jenes von Nat am Klavier. Hier hört man ganz klar heraus, dass einige Mitschnitte wohl von einer LP "heruntergeholt" wurden, denn es kinstert recht lautstark. Diesen Effekt konnte ich allerdings nicht bei jedem Titel der MC wahrnehmen.

10. I'm Through With Love (Maineck/Livingstone/Kahn)

Nachdem wir gerade eben ein Instrumentalstück gehört haben, ist nun Nat mit seiner wunderbaren Stimme wieder mit dabei. Er ist "durch mit der Liebe". Traurig, aber eben auch wunderschön interpretiert.

11. Sweet Georgia Brown (Bernie/Pinkard/Casey)  (instrumental)

Jetzt wird es schnell! Nat "bearbeitet" intensiv und schwungvoll sein Piano. Irving an der Gitarre steigt kurz darauf mit ebenso viel Elan ein und Joe am Bass unterstützt die beiden in gekonnter Weise. In diesem wahnsinnigen Tempo habe ich diesen Klassiker noch nie zuvor gehört.

12. You Call It Madness, But I Call It Love (Du Bois/Gregory/Conrad)

"Du nennst es verrückt - ich nenn es Liebe!" Wieder ein Beispiel dafür, dass die Stimme von Nat für diese Art von Songs wie geschaffen ist. Eine weitere Ballade - wundervoll ergänzt durch das schöne Gitarren-Solo. Leider knistert die Kopie hier wieder ein wenig...

13. This Autumn (Nemo)

Auch dieser schöne und einfühlsam interpretierte Song, in dem es um den Herbst geht, reiht sich nahtlos und positiv in die zuvor gehörten Einspielungen ein. Eigentlich heißt der Titel "Tis Autumn" - ein kleiner und verzeihbarer Rechtschreibefehler im Beilegeblatt der MC. Die butterweiche Stimme von Nat, seine Klavierbegleitung sowie Bass und Gitarre ergeben eine einzige Einheit, die einfach passt. Wundervoll!

14. What Can I Say After I Say I'm Sorry (Lyman/Donaldson)

In diesem letzten Stück spielen gerade Nat und Irving wieder ganz groß auf. Wie einen Ping-Pong-Ball "werfen" sie sich gegenseitig ihre Soli zu. Zunächst Piano, dann Gitarre, anschließend wiederholt sich das dann nochmals. Nein - entschuldigen muss sich Nat hier keineswegs (auch wenn dies der Titel des Songs aussagt). Ein würdiger Abschluss dieses Albums!


Fazit: Mir hat das zuhören einfach Spaß gemacht! Nur drei Musiker (bestenfalls deren vier) zeigen uns hier, welch verschiedene Stimmungen man mit einer solchen "Combo" erzeugen kann. Langsame und getragene Balladen, schnelle und flotte Einspielungen und immer wieder eingestreut auch diverse Soli - langweilig wird's wirklich nie! Dazu trägt sicherlich auch das besondere Konzept des Albums bei: Vocal-Versionen mit der herrlichen Stimme von Nat King Cole wechseln sich immer wieder ab mit reinen Instrumental-Stücken bei denen alle diese tollen Musiker zeigen können, was sie draufhaben. Ich kann es nur so formulieren: Hinsetzen, einschalten und genießen!